Bewegtes Klassenzimmer

Bewegtes Klassenzimmer

Bewegtes Klassenzimmer

Von der 1. bis zur 3. Klasse unterrichten wir nach dem Prinzip des „bewegten Klassenzimmers“.

Dieser Begriff bezieht sich auf die Bestuhlung des Klassenzimmers – in diesen unteren Klassen werden klassische Tische und Stühle nämlich vergeblich gesucht. Stattdessen sind die Klassen mit Echtholzbänken ausgestattet, an der jeweils zwei Kinder Platz finden können.

Die Bänke sind leicht genug, dass Kinder sie selbständig bewegen und zu zweit tragen können. Das ist wichtig, denn bewegt werden sie viel. Die Bänke lassen sich sehr variabel nutzen und ermöglichen eine schnelle Umgestaltung der Sitzplätze, je nach Unterrichtsmethode und Bedarf.

Sehr häufig – etwa zu Beginn und Ende des Unterrichts – werden die Bänke in einen Kreis gestellt, die Kinder sitzen darauf, immer zu zweit auf einer Bank, und die Kinder können sich alle gegenseitig wahrnehmen und sind aufeinander konzentriert. In dieser Formation finden beispielsweise Morgen- und Abschlusskreise, Klassenbesprechungen, Kreisspiele, jahreszeitliche Rituale statt. Im Zentrum der so angeordneten Bänke kann eine schön gestaltete Mitte stimmungsvoll den Blick und die Konzentration der Kinder auf sich lenken, etwa durch ein schönes Tuch, Blumen, jahreszeitliche Gegenstände, eine Kerze – oder auch thematische Gegenstände, die eine neue Unterrichtseinheit einläuten und Interesse wecken.

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Die Kinder können sich auf derselben Bank auch einander gegenübersetzen, gerne spielen sie so Klatschsspiele und sind ganz in ihrer Zweisamkeit versunken.

Wird im Heft, auf Papier, mit Stiften, schreibend, malend oder anderweitig so gearbeitet, dass die Kinder eine Unterlage benötigen, setzen sich die Kinder auf Kissen auf den Boden vor die Bank. Wiederum passen zwei Kinder an eine Bank, die nun als Tisch dient. So auf den Kissen sitzend, haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich beim Tun ganz organisch zu bewegen und ihre Haltung beständig zu verändern, ohne dass es Tumult und Geräusche verursacht: Während das Kind den Stift führt, sitzt es erst auf Knien auf dem Kissen, wechselt dann in den Schneidersitz, streckt dann ein Bein unter der Bank lang aus,… beständige Bewegung, die Kinder noch ganz automatisch und selbstverständlich vornehmen, beugt Rückenbeschwerden nachhaltig vor, unser Rücken wird von nichts so sehr belastet, wie von einer statischen Haltung. Wo die hochfahrbaren Stehtische und flexiblen Rückenlehnen der Bürostühle bei den Erwachsenen Einzug erhalten haben, „wurschteln“ sich unsere Kinder auf ihren mit Getreidekörnern gefüllten, formbaren Kissen zurecht und verändern beständig ihre Position.

Arbeiten die Kinder gerade auf Kissen an den Bänken, beispielsweise in Kreisformation, kann jedes Kind ganz ohne Aufwand und Störung seine Bank selbständig aus dem Kreis heraus etwas zurückziehen, wenn es sich alleine besser konzentrieren kann und etwas Abstand in einer ruhigen Ecke des Klassenzimmers braucht. Umgekehrt lassen sich die Bänke umstandslos zu allen möglichen „Tischgruppen“ für Gruppenarbeiten oder große Projekte zusammenschieben.

Zu den Mahlzeiten werden alle Bänke zu einer großen, langen „Tafel“ zusammengeschoben, an der die Kinder gemeinsam essen.

Im Hort, bei angeleiteten Spielen oder beim offenen Beginn im Klassenzimmer können die Bänke als Parcours aufgestellt werden, der die Kinder zu zielgerichtetem Auspowern einlädt: Unter den Bänken durchkrabbeln, auf sie hinaufsteigen, auf dem schmalen Fuß balancieren, wenn die Bank auf den „Rücken“ gelegt wird – das alles ist bewegtes Klassenzimmer.

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